Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde die seit den zwanziger Jahren ständig an Boden gewinnende Rassenhygiene zu einer Art Staatsdoktrin. Es setzte eine radikale Umwertung der bislang vorherrschenden Grundsätze über den Umgang mit behinderten Menschen ein. Menschen wurden in nützlich und schädlich, in lebenswert und lebensunwert eingeteilt. Das deutsche Volk war in dem biologistischen Weltbild der Nationalsozialisten ein „Volkskörper“, der durch „kranke und untüchtige Erbanlagen“ erkrankt sei.
Bereits im Juli 1933 erließen die nationalsozialistischen Machthaber daher das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“, das Zwangssterilisationen erlaubte. Bis 1939 sind im Großraum Nürnberg über 1600 Fälle dokumentiert.
Mit Beginn des Krieges fand dann die als Euthanasie bezeichnete Tötung der in den Heimen untergebrachten geistig Behinderten und der Bewohner der psychiatrischen Anstalten durch Vergasen in eigens eingerichteten Tötungsanstalten statt. Einziges Kriterium für das Urteil über Leben und Tod war die Arbeitsfähigkeit. Allein aus den Heil- und Pflegeanstalten Erlangen und Ansbach sowie den Neuendettelsauer Anstalten wurden etwa 5.000 Menschen ermordet.
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Der Leiter der Frauenklinik des Städtischen Krankenhauses, Dr. Hans Gänssbauer, führte von 1934 bis 1937 bei 490 Frauen Zwangssterilisationen durch. Da er ein seltenes Operationsverfahren anwandte, um sich wissenschaftlich zu profilieren, starben sieben Frauen.
(Fotografie 1931)
Schwerkriegsbeschädigte aus dem Ersten Weltkrieg als begeisterte Anhänger der Nationalsozialisten auf dem Nürnberger Hauptmarkt beim Reichsparteitag 1935.
„Hinter Anstaltsmauer. Ist das noch Leben?“ In Nürnberg gezeigte Ausstellung der Nationalsozialisten, die mit primitiven Mitteln die Euthanasiemaßnahmen propagiert.
Mit der Aufrechnung der Kosten für die Versorgung geistig behinderter und psychisch Kranker sowie dem Schreckensbild einer „Degeneration der Rasse“ schürte man wirtschaftliche und soziale Ängste.
Abtransport von Bewohnern aus dem Behindertenheim Bruckberg der Diakonissenanstalt Neuendettelsau in eine Tötungsanstalt.
(Frühjahr 1941)