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Ausgegrenzt und abgesondert

Jahrhundertelang wurden Behinderte als „Krüppel“ oder „Blödsinnige“ ausgegrenzt und lebten mehr oder weniger abgesondert am Rande der Gesellschaft. Sie waren auf das Wohlwollen ihrer Angehörigen und auf die Mildtätigkeit ihrer Mitmenschen oder kirchlicher Institutionen angewiesen. Vor allem in wohlhabenden Familien lebten Behinderte oftmals mit in der Hausgemeinschaft. Für Behinderte aus den armen Unterschichten – ihnen gehörte der Großteil der Bevölkerung an – waren Almosen unverzichtbar.

Seit dem 13. Jahrhundert boten ihnen die neu entstehenden Spitäler  eine Unterkunftsmöglichkeit.

„Geisteskranke“ wurden in leichteren Fällen entweder in den Familien oder in Spitälern verwahrt. Die Ausgrenzung der schwereren Fälle war massiv und menschenunwürdig: In Lübeck, Hamburg  und Braunschweig ist die Unterbringung in „Tollkisten“ überliefert, Holzkäfige, in denen diese Menschen vor der Stadtmauer eingesperrt wurden.

In Nürnberg dienten auch die städtischen Türme der Unterbringung von Geisteskranken. Auf Anweisung des Landalmosenamtes wurden beispielsweise 1791 Elisabeth Bock aus Sündersbühl im Weibereisen und 1778 Michael Höfler aus Wetzendorf im Männereisen eingesperrt.

Manche Behinderte standen als aufsehenerregende „Monster“ oder „Wunder“ im Interesse einer sensationsgierigen Öffentlichkeit; ihnen konnten Ehrungen wie Erhebung in den Adelsstand zukommen.

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Der Deocarusaltar in St. Lorenz

Der Deocarusaltar in St. LorenzDer Deocarusaltar in St. Lorenz erzählt die Geschichte einer Wunderheilung.

Ein Bauernsohn war nach dem Diebstahl von Votivaugen erblindet. Die Fürbitte des Vaters beim heiligen Deocarus gibt dem Sohn das Augenlicht zurück.

Augen aus Wachs, Holz oder Metall wurden von Blinden oder Sehgeschädigten als Votivgaben zu Wallfahrtsstätten gebracht.

 

Die „Sieben Werke der Barmherzigkeit“

Die „Sieben Werke der Barmherzigkeit“Die „Sieben Werke der Barmherzigkeit“ dienten nach dem 25. Kapitel des Matthäusevangeliums der christlichen Mildtätigkeit des Mittelalters als Richtschnur.

Das Bild zeigt die heilige Elisabeth von Thüringen und zwei Krüppel.

(Ausschnitt aus dem Martha-Altar aus der Nürnberger Lorenzkirche)

 

Der Vorläufer des Rollstuhls

Der Vorläufer des RollstuhlsDer nach einem Unfall querschnittsgelähmte Altdorfer Uhrmacher Stephan Farffler (1633 bis 1689) konstruierte einen Vorläufer des Rollstuhls, den er mit den Händen antreiben konnte.

(Stich Ende 17. Jahrhundert)

 

Behinderung als Sensation

Behinderung als SensationDer ohne Hände und Arme geborene Johannes Wynistorff wurde als Sensation vermarktet.

Auf dem Stich sind 16 verschiedene Tätigkeiten abgebildet, die er mit den Füßen verrichtete.

Das Blatt konnte sogar signiert erworben werden, wie dieses Exemplar zeigt; Wynistorff vermerkte darauf: „Dieses hab ich mit dem Fus geschrieben, zu Nürnberg 14.9. Herbst 1745.“

 

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