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Der närrische Prisaun

„… lebendig eingemauert ist … der Unglückliche, der die Schwelle dieses Hauses betritt, bis der Todesengel ihm die Hand reicht und ihn in das Land der Freiheit jenseits führt.“ Tief bewegt schrieb Dr. J. Campe im Jahr 1821 diese Zeilen, nachdem er das Nürnberger Irrenhaus besucht hatte: den „Närrischen Prisaun“.

Am 28. Juni 1561 wurde mit Wolff Schepinger der erste Insasse eingewiesen. Der Begriff „Prisaun“, vom französischen prison abgeleitet, gibt die Situation dort anschaulich wieder: Wie in einem Gefängnis von der Außenwelt abgeschottet, ohne medizinische oder geistliche Betreuung, waren die Insassen nahezu sich selbst überlassen.

Als Aufseher lebten der Irrenwärter und seine Frau in der Anstalt, dazu zwei bis drei Knechte und Mägde. Sie versorgen die „arm leut“ mit Lebensmitteln, wuschen sie und hielten die Zellen sauber. In regelmäßigen Abständen kam der Stadtbader, um Wunden zu versorgen, die Männer zu rasieren und allen die Haare zu schneiden.

Vorschläge, die Situation zu verbessern, verhallten bis zur Schließung des Prisauns ungehört. Erst nach Fertigstellung der Kreisirrenanstalt verbrachte man die letzten 17 Insassen am 30. September 1846 nach Erlangen.

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Operationen am Schädel

Operationen am SchädelDurch Operationen am Schädel versuchte man, den „Stein des Wahnsinns“ oder „böse Geister“ zu entfernen.

(Nach einem Gemälde von Pieter Brueghel d.Ä., 1556)

 

Die Lage des Närrischen Prisauns

Die Lage des Närrischen PrisaunsSchon die Lage des Närrischen Prisauns an der südwestlichen Stadtmauer zwischen Westtor und Fürther Tor macht deutlich, dass die „Blödsinnigen“ von der Gesellschaft ferngehalten werden sollten.

 

Unterbringung in Zellen

Unterbringung in ZellenDie ursprünglich 12 Zellen wurden unterteilt, so dass schließlich 24 Menschen verwahrt werden konnten.

Dr. Campe schrieb 1821 über die Zellen: „… wie in einer Rattenfalle! Ein schmales Bett und ein Ofen füllen den Raum aus, für Tisch und Stuhl ist kein Platz.“

 

Außenansicht des Närrischen Prisauns

Außenansicht des Närrischen PrisaunsAußenansicht des Närrischen Prisauns.

(Fotografie 1890er Jahre)

 

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