Taubstumme waren die erste Behindertengruppe in Bayern, denen eine spezielle Förderung zuteil wurde: Seit 1817 sollte jede bayerische Kreishauptstadt über eine Taubstummenanstalt verfügen. An den Seminarschulen, darunter auch Altdorf, erhielten Volksschullehrer eine Zusatzausbildung als Taubstummenlehrer. Einige Jahre später, 1832, eröffnete in Nürnberg eine Taubstummenschule.
1905 wurde schließlich in der Peyerstraße die Kreistaubstummenanstalt Mittelfranken eingeweiht. „Aufgenommen werden totaltaube gehörrestige Schüler, sowohl ins Internat als Externat“, legte die Satzung fest. Bereits nach einigen Jahren stellte sich heraus, dass im Anschluß an die Schulausbildung eine praktische Berufsausbildung bzw. Fortbildungsschule notwendig war. In den zwanziger Jahren wurde darüber hinaus ein Kindergarten sowie ein Lehrlingsheim mit Werkstätten gefordert.
Jäh unterbrochen wurde diese positive Entwicklung durch den Nationalsozialismus: Die Einrichtung wurde nicht mehr gefördert, da es sich um „nicht vollwertige Menschen“ handelte. Von 1939 bis 1945 wurde die Anstalt geschlossen und als Lazarett genutzt.
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Mit der Einweihung der mittelfränkischen Kreis-Taubstummen-Anstalt im Jahr 1905 verfügte Nürnberg über eine fortschrittliche Bildungseinrichtung für 120 taubstumme Kinder.
Neben den Unterrichtsfächern müssen die taubstummen Schüler nicht nur die Gebärdensprache, sondern vor allem das Ablesen der Worte vom Mund des Gesprächspartners erlernen.
Seit 1912 verfügte die Nürnberger Taubstummenanstalt als erste derartige Einrichtung Deutschlands über eine Anstaltszeitung, die in der hauseigenen Druckerei hergestellt wurde.
In den zwanziger Jahren hielt die moderne Technik Einzug in die Taubstummenanstalt: Es wurde ein Anstaltskino eingerichtet und 1927 die erste bayerische „Vielhöreranlage“ für Schüler mit Hörresten installiert.