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Die Kreisirrenanstalt 1846 bis 1933

Als 1846 nach zwölfjähriger Bauzeit die Irrenanstalt für den Regierungsbezirk Mittelfranken eröffnet wurde, konnten der Nürnberger Prisaun aufgelöst und die 17 „Irren“ nach Erlangen überführt werden.

Die außerhalb der Städte gelegene, von einer Mauer umgebene neue Anstalt war der erste Neubau einer Psychiatrie in Bayern. Durch die rasante Industrialisierung der folgenden Jahrzehnte, die in vielen Fällen zu Entwurzelung, Heimatlosigkeit und städtischer Armut führte, stieg die Patientenzahl in der Erlanger Psychiatrie drastisch an. Die Anstalt war ständig überfüllt. Im Ersten Weltkrieg verschlechterten sich die Zustände nochmals, Nahrungsmittelknappheit ließ die Sterblichkeit drastisch ansteigen.

Erst die Weimarer Republik ermöglichte Veränderungen. Direktor Gustav Kolb führte weitreichende Reformen ein: Die „Irrenanstalt“ sollte nicht länger einem Gefängnis ähneln, sondern vielmehr einem Krankenhaus. Patienten sollten möglichst frühzeitig entlassen und in offener Fürsorge war für seine Zeit bahnbrechend und wurde zu Vorbild für viele deutsche und ausländische psychiatrische Anstalten. Ende der 20er Jahre wurden in Nürnberg, Fürth und Erlangen weit über 4000 Patienten durch Fürsorgeärzte und Pflegerinnen betreut.

Die Weltwirtschaftskrise und die Nationalsozialisten erzwangen die Einstellung der Reformen.

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Die Erlanger Kreisirrenanstalt

Die Erlanger KreisirrenanstaltDie Erlanger Kreisirrenanstalt war weitgehend abgeschlossen von der Außenwelt als „Innere Kolonie“ organisiert, mit einem autokratischen ärztlichen Direktor an der Spitze.

Zu dem sternförmigen Bau aus dem Jahr 1846 wurden bis Ende des Jahrhunderts eine Vielzahl von Erweiterungsbauten errichtet – die Patientenzahl stieg von 80 im Jahr 1846 auf nahezu 1000 im Jahr 1902.

Die im Jahr 1902 eröffnete zweite Irrenanstalt in Ansbach brachte kaum Entlastung. In Ansbach wurden von nun an Patienten aus den ländlichen Gebieten Mittelfrankens aufgenommen, während Erlangen nur noch für Patienten aus dem Großraum Nürnberg zuständig war.

(Luftbild 1950er Jahre)

 

Arbeit als Therapie

Arbeit als TherapieGartenarbeit auf den Feldern innerhalb des Anstaltsgeländes war neben vielen handwerklichen Tätigkeiten eine Form der Arbeitstherapie.

(Fotografie um 1900)

 

Beschränkte therapeutische Möglichkeiten

Beschränkte therapeutische MöglichkeitenDie therapeutischen Möglichkeiten waren um die Jahrhundertwende sehr beschränkt: Wenn Opium, Brech- oder Abführmittel, Arbeits- und Beschäftigungstherapie nicht halfen, wurde bei unruhigen Patienten die Zwangsjacke oder die Isolation in der Tobzelle angewandt.

Auch stundenlange Dauerbäder und Bettbehandlung sollten die Patienten beruhigen. Die Wärter waren angehalten, „die Kranken keine Sekunde ohne Aufsicht (zu) lassen!“.

(Fotografie um 1900)

 

Die Ärzte um Direktor Kolb

Die Ärzte um Direktor KolbDie Ärzte der Irrenanstalt, sitzend links der Dirktor Gustav Kolb.

(Fotografie 1920er Jahre)

 

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